Cuxhaven.
Flotte Lotsenboote und Ozeanriesen
in der Elbmündung
3. Mai 2013. Wir befinden uns in
Cuxhaven am Fluss Elbe, der hier
in die Nordsee mündet. Am nordöstlichen
Horizont, etwa 15 Kilometer entfernt,
ist Schleswig-Holstein als schmaler
Streifen erkennbar. Der Blick nach
Norden zeigt die Nordsee. Es ist
nicht definierbar, ob dies noch
der Fluss ist oder schon das Meer.
Beides stimmt je nach Blickrichtung.
Momentan haben wir Ebbe. Mit kräftiger
Strömung fließt das Wasser landabwärts.
Es herrscht Frühlingswetter wie
aus dem Bilderbuch. In der Sonne
ist es warm, aber der kalte Wind
erinnert an den nicht lange zurückliegenden
Winter und weist auf die Nähe zur
rauhen Nordsee hin. Auf dem Wasser
ist allerhand los. Ozeanriesen fahren
elbaufwärts nach Hamburg. Das Polizeiboot
Bürgermeister Brauer aus Hamburg
fährt nach Cuxhaven und macht eine
Wende um den Chemikalien-Frachter
Limar.
Vereinzelt sind Sportboote zu sehen,
meist Segelboote mit Motorantrieb,
die von ihren Skippern gekonnt durch
das Gewässer gefahren werden. Im
Gegensatz zum Fluss Havel, auf dem
eine gemütliche Binnenschifffahrt
praktiziert wird, sind die Boote
hier im Elbmündungsgebiet mit hohen
Geschwindigkeiten unterwegs. Flussabwärts
wirkt der Ebbstrom zusätzlich zum
Motorantrieb. Die Berufsschiffe
haben genug Kraft, um selbst gegen
die drückenden Wassermassen zügig
voranzukommen. Niemand fackelt lange,
auch nicht bei der Einfahrt in den
Hafen, die jeweils mit einem ohrenbetäubenden
Schallsignal angekündigt wird.
Das Lotsenboot Nübbel bringt einen
Lotsen zum elbaufwärts fahrenden
RoRo Schiff Grande Togo. Das kleine
orange Boot wird mit hoher Geschwindigkeit
bewegt und rasch neben das riesige
Schiff gebracht. Ein Lotse klettert
eine Strickleiter zu einer Öffnung
in der Bordwand empor. Das sieht
selbst bei der heute wellenarmen
Nordsee gefährlich aus. Für einen
Büromenschen, der sich schon diesen
Vorgang nicht zutraut, ist die Vorstellung
derselben Tätigkeit bei schlechtem
Wetter fast unvorstellbar. Kaum
ist der Loste an Bord, rast das
kleine Lostenboot wieder zurück
und bremst durch einem engen Schwung
in den Hafen, wie ein Eishockeyspieler,
der durch eine rasche 90°-Drehung
seine Kufen quer zur Fahrtrichtung
bringt. Manöver dieser Art sind
auf Binnengewässern mit dem Gebot,
Wellenschlag zu vermeiden, nicht
zu sehen, hier aber Routine. Jeder
macht das, sogar die Polizei.