Fotoarchiv Gade

Hans Martin Sewcz

Leipzig. 1976. Portraits von Studenten

Fotos: Hans Martin Sewcz / Text: Thomas Gade



Studenten der DDR, die bei der NVA Wehrdienst geleistet hatten, mussten im zweiten Studienjahr fünf Wochen an einer Reserveübung teilnehmen. Die anderen waren verpflichtet, an einer Ausbildung zur Zivilverteidigung teilzunehmen, um bei Katastrophen und im Kriegsfall zum Schutz der Bevölkerung und lebensnotwendiger Einrichtungen eingesetzt werden zu können. Die Zivilverteidigung (ZV) war keine neue Erfindung der DDR, sondern hatte ihren Ursprung in der Weimarer Zeit. Die grundsätzliche Idee besagte, dass der demokratische Rechtsstaat ständig verteidigt werden musste und nicht nur in militärischen Auseinandersetzungen. Erfahrungen aus dem Katastrophenschutz und dem Einsatz von zivilen Personen während des 2. Weltkriegs im Luftschutz, bei der Feuerwehr und im Sanitätsdienst flossen in die Gestaltung der praktischen Zivilverteidigung ein. Prinzipiell war das eine logische Konsequenz aus der Geschichte und Teilung Deutschlands in zwei Staaten unter zwei Besatzungsmächten, die sich im Kalten Krieg feindlich gegenüber standen. Seltsam ist allerdings, dass eine ähnliche umfassende Regelung in der BRD nicht bestand. Zwar galt auch dort die Wehrpflicht. Ersatzweise bestand die Möglichkeit Zivildienst zu leisten oder im Katastropenschutz eingesetzt zu werden. Aber Frauen wurden in der BRD nicht dazu verdonnert. In der DDR sah das anders aus.

1976 traf es auch Hans Martin Sewcz, der hauptsächlich mit Kommilitoninen einige Wochen in einem ZV-Lager verbringen musste. Tagsüber trugen sie Uniformen und absolvierten eine Art Grundausbildung mit militärischem Charakter. Das gehörte auch der Gebrauch von Gasmasken.

Den Abend durften sie in ziviler Kleidung verbringen. Sewcz nutzte die Gelegenheit zum Porträtieren der Studenten. Als Hintergrund dienten die Wände der Baracken auf dem Gelände.

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